Parker-Anwesen

Firstpost: 1. August

Auf leisen Sohlen schlich er sich zurück in das Labor, legte seine blutbefleckte Sense auf einem Tisch ab und seine Maske daneben, anschließend befreite TOD sich von seinem Umhang und ließ sich für einen Augenblick auf einen Stuhl sinken. Seine Arme taten schon ein wenig weh, was vermutlich dem allmählichen Abklingen der Kira-Droge verschuldet war. Nicht, dass er sich über seine Arbeit beschweren wollte - schließlich machte es ihm ja auch Spaß, nur war sein Körper eben nicht dafür gemacht. Manche Menschen waren halt so, manche waren halt so, konnte man nichts machen.
"Guten Morgen, Kira." Die Stimme seines Vaters brachte Kira zum Zusammenfahren. Instinktiv griff er nach seiner Waffe und drehte den Stuhl, um Dr. Parker anzusehen, welcher direkt hinter ihm stand. "Boah, Pa!", beschwerte der kleingeratene Terrorist sich. "Willst Du, dass ich Dich von Deiner unteren Körperhälfte befreie?! Wenn Du mich weiter so erschreckst, wird das nicht mehr lange dauern!" Natürlich war das nur eine leere Drohung und das wussten die beiden auch. "Entschuldige Kira. Ich hatte Dich eigentlich später zurückerwartet. Wie ich sehe, war Dein Auftrag erfolgreich?" Dr. Parkers Stimme war kalt und schneidend, wie die eines geübten Verbrecherbosses. "Hast Du etwas anderes erwartet, Pa?", gab der Terrorist arrogant zurück, rappelte sich auf und schälte sich aus seinen übrigen Klamotten, bis auf die Unterhose. "Wenn Du mich entschuldigst, ich muss mich jetzt schlafen legen.", meinte er und ging, ohne weiter auf seinen Vater zu achten, hinauf in die Villa, in dieses kitschige Schlafzimmer mit den grauenvollen Puppen. Keine Ahnung, warum Dr. Parker unbedingt wollte, dass Kira hier lebte... aber er war auch gerade zu müde, um sich darüber Gedanken zu machen. Er ließ seinen Kinderkörper auf das Bett fallen, zog sich die Decke bis zur Nase und war wenig später eingeschlafen.

Es waren vier Stunden vergangen, ehe Elysion die Augen wieder öffnete, sich langsam aufrichtete und mit einem breiten Gähnen seine Arme streckte. Noch ein wenig müde blinzelte er mit seinen braunen Augen in die Welt, ehe sich sein übliches, unbeschwertes Lächeln auf sein Gesicht schlich. Leichtfüßig stand er auf und ging zu seinem Schrank, um sich wie jeden Morgen ein blau-weiß-gestreiftes Shirt und dunkelblaue Shorts anzuziehen. Anschließend schnappte er sich seine Lieblingspuppe vom Regal und strahlte sie an. "Heute wird wieder ein toller Tag werden, Kira. Da bin ich mir sicher!", versprach er dem blonden Puppenmädchen, gab ihr einen kurzen Stupser auf die Nase und tänzelte dann die Treppe hinunter, durch den weitläufigen Flur in den lichtdurchfluteten Frühstückssaal. "Guten Morgen, Papa!", rief er fröhlich, gab dem alten Mann hinter der Zeitung einen Kuss auf die Stirn und setzte sich anschließend auf seinen Platz, wo bereits sein Lieblingsfrühstück bereit lag: ein Glas Grapefruitsaft, zusammen mit mehreren kleinen Pillen, gezimter und gezuckerter Haferbrei, Speck mit Rührei und Toast und eine Tasse heißen Pfefferminztee. Zuerst hob Elysion das Glas mit dem Saft an die Lippen und nahm ein paar Schlucke, dabei grübelte er für einen Augenblick vor sich hin. 
"Duuu, Papa...", begann er zögernd, während er das Glas wieder abstellte und den Haferbrei zu sich heranzog. "Was ist denn, mein Kleiner?", kam die Antwort hinter der Zeitung, zusammen mit einem strengen Blick durch die Brille. "Ich... habe mich gefragt... na ja, ich bin doch schon groß, nicht wahr?" "Elysion?", fragte sein Vater jetzt etwas interessierter und schob die Zeitung ein Stück herunter. "Na ja, ich wollte Dich fragen, ob Du... ob Du mich nicht heute mit nach draußen nehmen kannst!" Immer noch lächelnd schaute der Weißhaarige seinen Vater an, jedoch verschwand dieses Lächeln innerhalb von Sekunden, als dieser mit ernster Stimme zu sprechen anfing: "Elysion! Wie oft muss ich Dir eigentlich noch sagen, dass Du nicht nach draußen darfst?! Die Welt außerhalb unseres Hauses ist gefährlich. Ich will so etwas nicht mehr von Dir hören!" "Aber..." "Elysion!" Die warnende Stimme war genug, um den Jungen einzuschüchtern, sodass er seinen Vater nicht weiter mit Nachfragen störte, sondern sich schweigend seinem Frühstück widmete.  "Gehst Du heute wieder ins Krankenhaus?", fragte Elysion nach einigen Augenblicken nach, während er die letzten Schlucke seines Tees zusammen mit den Tabletten nahm. "Nein, ich arbeite heute den ganzen Tag unten im Labor.", antwortete Dr. Parker, legte seine Zeitung beiseite und stand auf, um zu seinem Sohn zu gehen. "Sei artig und geh Deine Tonleitern üben, ja?" "Natürlich Papa.", antwortete der Weißhaarige gehorsam, stand auf und schlang seine Arme kurz um den alten Mann. "Ich hab Dich lieb.", flüsterte er in seine Brust hinein und spürte die warme Hand seines Vaters auf seinem Kopf. "Ich hab Dich auch sehr lieb.", murmelte Dr. Parker, ließ seinen Sohn nach einigen Augenblicken los und verschwand in seinem Labor, während Elysion in sein Zimmer verschwand.
Wenige Minuten, nachdem das Auto durch das Tor der Villa verschwunden war, spähte Elysion erneut die Treppe hinunter. Seine weißen Haare hatte er zusammengebunden und unter einem dunkelblauen Kapuzenpullover versteckt, in einer Hand hielt er den Ersatzschlüssel seines Vaters, in der anderen seine Puppe. Aus seinem Zimmer hörte man seinen Gesang, was allerdings nur eine alte Aufnahme war, die er auf Dauerschleife gestellt hatte, damit sein Verschwinden nicht bemerkt würde. "Sei stark, Kira.", flüsterte der Weißhaarige, während er leise die Stufen hinunter ging, zur Tür der Villa. "Du musst stark für zwei sein." Mit zitternden Fingern steckte er den Haustürschlüssel ins Schloss, drehte ihn leise herum und tippelte auf leisen Sohlen aus dem Haus. Sein Herz klopfte wie wild, als er zum Tor hinunter lief und durch den Spalt zwischen Tor und Boden schlüpfte.

---> Rue des châteaus

From: Rue des châteaus


Corona öffnete die Haustür und trat in das Anwesen ein, was sie an ein intrigantes Erbstück einer englischen Herzogsfamilie erinnerte. "Dein Vater wäre untröstlich. " Tonlos streifte sie ihre Jacke ab und nahm Elysion die Atemmaske ab, die sie dann in den Müll warf. "Manche Leute da draußen brauchen dich gar nicht zu kennen, um dich zu entführen. Es sind grausame Monster. Sie nähren sich von der Leere in ihrem Herzen und dem Hass in ihren Gliedmaßen." Die Frau schüttelte den Kopf und hing ihre Tasche mit an den dafür vorgesehenen Ständer. "Danke. Lieb von dir. " Trocken ließ sie den Jungen stehen und verschwand im Keller, um im Labor etwas zu arbeiten.

Rue des châteaus --->

Elysion folgte der jungen Frau ins Haus und hörte aufmerksam zu, was sie über die Welt da draußen zu erzählen hatte, während sie ihm die Atemmaske vom Gesicht nahm. So böse Leute sollte es also geben, die... was? Sie nährten sich von der Leere im Herzen und vom Hass? "Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass es so böse Menschen geben soll. Und selbst wenn, gibt es doch auch gute Menschen, die die anderen beschützen, oder?", fragte er leise und beobachtete sie, wie sie Richtung Labor ging. "Ich meine, so viele Böse kann es da doch nicht geben..." Irgendwie konnte er nicht so recht daran glauben, dass es wirklich so böse Menschen gab. Was sollten die auch mit ihm? Er war nur ein kleiner Junge... ein kleiner Junge, der so gerne die Welt da draußen erkunden wollte, aber es nicht durfte, weil sein Vater ihn vor irgendetwas beschützen wollte... irgendwas, was da draußen war und was der Weißhaarige nicht verstand. 
Als Frau Lume im Labor seines Vaters verschwunden war, ging Elysion in sein Zimmer hinauf, stellte den Gesang aus und holte Papier und Stifte aus einer Schublade, um ein Bild für Frau Lume zu zeichnen. Er mochte sie sehr, auch wenn sie eigentlich nur eine Mitarbeiterin von seinem Vater war. Sie war nett zu ihm und erklärte ihm oft Sachen, von denen er keine Ahnung hatte. Also bemühte er sich, ein besonders schönes Bild für sie zu malen, auch wenn er nur das Anwesen und den Garten kannte. Der Garten... er würde ein schönes Bild von dem Garten machen, in dem sie alle zusammen waren. Frau Lume, sein Vater und Elysion. Ja, das würde ein sehr schönes Bild werden... 

Nach ungefähr einer halben Stunde war Elysion mit seinem kleinen Projekt fertig und betrachtete es für einen Augenblick ein wenig stolz. Er fand, dass er die drei Personen auf dem Bild gut getroffen hatte, auch wenn es nur einfache Kritzeleien waren. Er konnte definitiv besser singen als malen, aber Frau Lume hatte ja gesagt, dass sie seine Zeichnungen mochte, nicht? Lächelnd machte er sich auf den Weg hinunter ins Labor, blieb aber kurz vor der Tür stehen, horchte kurz, achtete auf das Licht, welches nur angeschaltet war, wenn er nicht reindurfte, und klopfte anschließend an die Tür.

Als Corona die Treppen zum Labor hinunterstieg, konnte sie nur etwas verschlagen lächeln. Elysion war in seiner Gestalt als Terrorist sehr viel anders, sodass sie sich wahrscheinlich nie an den Unterschied zwischen dem blutrünstigen TOD und dem kleinen naiven Elysion gewöhnen konnte. Im Labor angekommen wartete auch schon ein streng schauender Dr. Parker auf die junge rothaarige Frau. "Ich hoffe, dass solche Zeitverzögerungen nicht zur Gewohnheit werden, Corona." - "Natürlich nicht. Ich habe nur ihren Sohn aus dem Garten ins Haus geholt ....er hat schon seine Strafe bekommen. " Die Frau legte sich ihren weißen Schutzmantel um, sowie eine Atemmaske. "Er versteht es nicht." Dr.Parker fuhr sich resigniert über die Augen und wendete sich einem Abzug zu, in dem verschiedene Chemikalien aufbewahrt wurden. "Was steht heute an, Herr Parker?" Fragend hatte sie ihre Haare zu einem Zopf gebunden und wartete nun, sich dem Abzug zuwendend, auf eine Antwort, die erst später kam. "Wir kreiren einen Hybrid, der Elysion tagsüber Gesellschaft leistet."
Etwas entsetzt schauend hielt Corona sich an einem Tisch fest. "Das ist ein gewaltiges Unterfangen- was, wenn es nicht glückt? Ich meine, wenn TOD auf den Hybrid trifft können wir nicht verantworten, dass er dieses Experiment eliminiert-" Mit einer forschen Handbewegung schnitt Dr. Parker der Frau das Wort ab. "Geh an die Arbeit. Die Pläne liegen dort drüben. " Der Mann zeigte auf den Tisch und verschwand langsamen Schrittes in einer weit entfernten Ecke des Labors.
Und somit machte sich die Rothaarige an die Arbeit.
Bis es plötzlich klopfte. Sie lief zu Tür und öffnete diese, um Elysion hereinzulassen. "Na du? Hast du dein Kunstwerk fertig gestellt?" Grinsend griff Corona nach einem Schokoriegel und drückte ihm dem Mann, der eigentlich älter als sie selbst war, in die freie Hand.

Unruhig wippte Elysion von einem Fuß auf den anderen, bis Frau Lume ihn endlich ins Labor reinließ und er leichtfüßig reinging. "Hab ich.", bestätigte er, nickte mehrfach, überreichte der Rothaarigen mit einem leicht stolzen Lächeln auf den Lippen die Zeichnung und nahm den Schokoriegel entgegen. "Danke, Frau Lume. Was macht ihr gerade? Kann ich irgendetwas helfen?", fragte er und schaute sich neugierig im Labor um, bis sein Vater ihn zur Ordnung rief: "Elysion. Geh wieder auf Dein Zimmer, Du weißt, dass wir hier mit sehr sensiblen Stoffen arbeiten. Es könnte gefährlich für Dich werden." "Aber oben ist es langweilig.", beschwerte sich der Weißhaarige und setzte sich auf einen leeren Labortisch, um den Schokoriegel auszupacken und vor sich hin zu knabbern. "Außerdem störe ich Euch doch nicht, oder? Ich kann einfach hier sitzen und Euch zuschauen.", schlug er lächelnd vor. "Also. Was macht ihr gerade und kann ich irgendetwas helfen?" Dr. Parker seufzte kurz und hätte vermutlich die Augen verdreht, wenn es sich bei diesem quirligen kleinen Jungen nicht um seinen Sohn gehandelt hätte. "Frau Lume, erklären Sie es ihm. Ich kümmere mich so lange um das entsprechende Material.", murmelte vor er sich hin, setzte seinem Sohn einen Mundschutz auf und verschwand anschließend tiefer im Labor.

Coron betrachtete die Zeichnung schweigend, sie zeigte Dr. Parker, Elysion und sie im Garten dieses Anwesens. Sorgsam legte sie das Papier an den Tisch, an dem sich der Junge niedergelassen hatte, um seinen Schokoriegel zu verspeißen. "Ich werde es an meinen Kühlschrank hängen. Es ist wunderschön." Leider brachte sie nur ein verkommenes Grinsen zustande, was eher an Joker erinnerte und nicht an eine stolze Corona. "Nun gut. Dann erklär ich dir es mal." Bedächtig lief das Mädchen zu dem Abzug und winkte den Jungen zu sich. "Komm her." Sie deutete auf ein von ihr präpariertes Reagenzglas, das eine milchige Flüssigkeit enthielt. "Das ist die Nährlösung für unser kleines Projekt. Wir werden dir einen Spielkameraden erschaffen, der halb Mensch und halb Katze ist. Dazu fügen wir die DNA der Katze in eine Eizelle eines Menschen ein. Natürlich mussten wir die KatzenDNA vorher so modifizieren, dass sie mit der menschlichen DNA kompatibel ist. Sonst kommt am Ende nichts raus." Sie nahm eine sehr dünne Nadel und blickte durch das Mikroskop. "Wenn du auf den Bildschirm dort schaust, kannst du erkennen, wie ich den Zellkern der modifizierten Katzensamenzelle in die menschliche Eizelle einschleuse. Jetzt findet quasi die Befruchtung statt." Zufrieden mit ihrer Arbeit gab sie zu dem DNA-Gemisch mit der Eizelle die Nährlösung dazu. "Es ist ein wenig wie Zauberei. Wir spielen Gott. "

Elysion strahlte ein wenig, als Frau Lume ihn für seine Arbeit lobte, und knabberte fröhlich weiter seinen Schokoriegel. Dass ihr Grinsen eher verkommen war, fiel ihm kaum auf und selbst wenn, hätte er es vermutlich nicht wahrhaben wollen und geglaubt, dass sie nun einmal so lächelte. Als die Frau ihn zu sich heranwinkte, folgte er mit leichten Schritten und warf einen neugierigen Blick durch die Scheibe. "Ein Spielkamerad?", wiederholte er mit einem breiten Lächeln. Das klang so aufregend! Und dann noch jemand, der halb ein Mensch und halb eine Katze war... das klang alles so erstaunlich und Elysion konnte sich das kaum vorstellen. Aufmerksam hörte er zu, wie Frau Lume ihm erklärte, wie sie ihm einen Spielkameraden erschaffen würden. "Das klingt toll.", flüsterte er begeistert und beobachtete, wie die Frau die beiden Zellen zusammenfügte. "Gott spielen....", wiederholte er und nickte, als Zeichen, dass er verstanden hatte. "Das klingt sooo toll.", schwärmte er leise vor sich hin und schaute auf das kleine Reagenzglas. Da würde bald ein Mensch entstehen... na ja, ein Katzenmensch... der mit ihm spielen würde. "Ich bekomme einen Freund... einen richtigen, echten, lebendigen Freund..." Der Gedanke brachte sein Herz zum Hüpfen. "Oder eine Freundin?", grübelte er dann nach. "Wisst ihr schon, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird?" Plötzlich kam ein Gedanke und er zog leicht die weißen Augenbrauen zusammen. "Dann dauert es doch Jahre, bis er so alt ist wie ich, oder?", fragte er nach und legte den Kopf ein wenig schief.

Die Rothaarige freute sich außerordentlich, dass sich der Kleine so freute und innerlich eine heftige Party zu feiern schien. Sie hatte ihn nie so glücklich erlebt. "Wir wissen leider nicht, welches Geschlecht es haben wird, aber ich glaube, dass du trotzdem mit dem Ergebnis zufrieden sein wirst." Corona nahm ihren Mundschutz ab und setzte sich an den weißen Labortisch. "Nein, keine Angst.", sagte sie, als der Mann sie nach der Entwicklung des Wesens fragte. "Dein Vater und ich hatten uns schon gedacht, dass du keine Lust auf die komplette Erziehung eines Wesens hast. Also haben wir die DNA uns zu Gunsten verändert. Das Wesen wächst sehr schnell zu einem gewissen Alter heran und dann wird die Entwicklung gestoppt." Sie nahm die Zeichnung und klemmte sie sich unter den Arm. "Dann bist du nicht mehr allein und musst nicht immer nur mit deinem Vater und mir abhängen." Dunkel lachend strubbelte sie dem Jungen vor sich durch die Haare und lehnte sich zurück. "Mal schauen, ob dein Vater noch Arbeit für mich hat...."

"Bestimmt.", lächelte Elysion und drückte seine Nase leicht gegen die Scheibe des Abzugs, um das Reagenzglas besser betrachten zu können. Darin würde also ein ganz neuer, kleiner Mensch entstehen und sie würden beste Freunde werden. Nachdem er sich an dem Glas satt gesehen hatte, ging er zu Frau Lume, welche sich gerade an einen Tisch gesetzt hatte und den Mundschutz abnahm. "Also wird er... oder sie genau wie ich sein, nicht wahr?", schlussfolgerte er mit einem Lächeln auf den Lippen. Er war ja schon seit neun Jahren fünfzehn und würde es auch immer bleiben. "Und wie lange wird es eigentlich dauern?" Innerlich Luftsprünge machend setzte er sich auf den Tisch vor Frau Lume, darauf achtend, dass er mit seinem Popo nichts herunterfegte. Dann würde Frau Lume bestimmt böse sein und das wollte Elysion bestimmt nicht. Schließlich machte sie ihm einen besten Freund... "Kann ich Euch irgendwie helfen?", fragte er und ließ seine Beine vom Tisch baumeln. "Ich mach mich sehr gerne nützlich..."
"Elysion, lass Frau Lume bitte ihre Arbeit machen.", bat Dr. Parker, der gerade wiederkam und seine Brille zurecht rückte. "Je schneller sie arbeitet, desto eher bekommst Du deinen neuen Freund." Sanft hob er seinen Sohn von dem Tisch, gab ihm kurz einen Kuss auf die Stirn und setzte ihn anschließend auf einen Stuhl. "Bleib da ruhig sitzen, ja? Ich muss noch etwas mit Frau Lume besprechen, dann gebe ich Dir etwas zu tun." Mit diesen Worten schob er Elysions Stuhl ein wenig zurück und beugte sich über den Tisch, an dem Corone saß. "Ist die Befruchtung reibungslos verlaufen?", fragte er nach und rückte seine Brille zurecht, ehe er leiser wurde. "Ich wollte heute noch einige Versuche mit Elysion durchführen... ich habe die Kira-Droge etwas modifiziert und muss testen, wie er darauf reagiert... aber ich kann nicht den ganzen Tag hier bleiben und irgendjemand muss ihn überwachen. Würden Sie das übernehmen oder haben Sie zu tun?!"

"Ja, es wird genau wie du." Sanft lächelnd setzte sie sich auf und knackte etwas mit ihren Gelenken. "Ich glaube ich werde alt. ", gummelte Corona und strich ihre Haare etwas zur Seite. "Nun ja, wir gehen davon aus, dass jede Woche bei uns ein Jahr der Entwicklung des Wesens vorübergeht. Das heißt quasi, dass du in fünfzehn Wochen einen fast gleichaltrigen Freund hast. ", schlussfolgerte Corona und blickte zu Dr. Parker auf, als dieser zu ihnen trat. "Ja, es gab keine Komplikationen, geschweige denn Fehler." Dünn lächelnd hörte sie ihrem Vorgesetzten zu und legte den Kopf schief. " ....Ich habe nichts weiteres vor. Ich werde auf ihn aufpassen. Darf ich fragen, was sie verändert haben?" Ebenfalls leise sprechend, konnte sie ihre Neugier nicht komplett verbergen. Sie hatte TOD schon mal in Aktion erlebt und er hatte einschneidende Eindrücke hinterlassen. Der Junge war einfach ...genial.

Unruhig wippte Elysion mit den Füßen auf und ab, während er die beiden Erwachsenen beobachtete, wie sie irgendetwas besprachen, was allerdings für seine Ohren zu leise war. Selbst wenn hätte er es vermutlich so oder so nicht verstanden, schließlich sprachen sie über irgendwelche Medikamente, die der Weißhaarige nicht mehr kannte. Also überlegte er sich schon mal Namen für seinen neuen Freund oder seine neue Freundin. Natürlich würde er oder sie mit entscheiden dürfen, wie er oder sie hieß, aber trotzdem konnte der Junge sich ja schon einmal etwas ausdenken.
"Hervorragend.", lobte Dr. Parker seine junge Laborassistentin mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Elysion würde so glücklich mit seinem neuen Freund sein... und vielleicht hatte er dann nachts einen Assistenten, der Kira bei seiner Arbeit helfen konnte. "Ich habe einen experimentellen Wirkstoff hinzugefügt, der El... Kiras Sinne und Reflexe schärfen sollte. Schwerwiegendere Nebenwirkungen konnte ich bereits durch die anderen Versuchsobjekte ausschließen, aber ich weiß nicht, wie Elys... Kiras Körper darauf reagiert.", erklärte der alte Doktor und legte eine rote Pille auf den Tisch. "Ich möchte, dass Sie ihn in einen Beobachtungsraum bringen und ihn diese Tablette nehmen lassen. Die Wirkung ist verkürzt und hält nur zwei Stunden an. Bitte notieren Sie alles, was Sie beobachten können. Falls es Komplikationen geben sollte, rufen Sie mich. Geben Sie meinem Sohn nicht eigenhändig irgendwelche Mittel.", wies er seine Assistentin mit merkwürdig kalter Stimme an. "Ich komme in vier Stunden wieder."

Die Frau hörte dem Doktor aufmerksam zu und nickte immer wieder. "Natürlich. Ich werde alles tun, was sie mir sagen." Corona neigte den Kopf und betrachtete die Pille, nahm sie dann und stand auf. "Elysion. Kommst du bitte mit?" Mit einer angedeuteten Verbeugung verabschiedete sie sich von Dr. Parker und lief zu einem Beobachtungsraum, in dem Elysion die nächsten zwei Stunden verbringen würde. Corona selbst war sehr neugierig auf die Wirkung des neuen Mediamentes, Herr Parker hatte diese zwar geschildert, aber die Beobachtung der Wirkweise war doch immer etwas besseres, oder? Corona trat in den Raum ein, der nur eine Liege enthielt. Sie packte Elysion am Nacken und öffnete seinen Mund, um die Pille hineinzuwerfen. "Wenn du brav bist, bringe ich dir morgen ein Eis mit." Milde knuddelte sie den Jungen noch kurz und schloss die Tür hinter sich. Sie war sehr gespannt.

"Wunderbar." Dr. Parker nickte kurz und verabschiedete sich kurz mit einem Kopftätscheln und einem "Ich geh jetzt zur Arbeit, aber ich bin bald wieder da. Tu bitte alles, was Frau Lume Dir sagt, ja?" von seinem Sohn, ehe er aus dem Labor verschwand und sich auf den Weg ins Krankenhaus machte.

Elysion sah seinem Vater für ein paar Sekunden hinterher und nickte gehorsam, als Frau Lume ihn anwies, ihr zu folgen. Arglos, wie er nun einmal war, folgte er ihr in einen der Beobachtungsräume. Er wusste, dass er hier war, um irgendetwas zu testen, aber es störte ihn nicht. Schließlich half er ja den Menschen, wenn er brav die Medikamente nahm, nicht wahr? Plötzlich packte ihn Frau Lume am Nacken und warf ihm eine Pille in den Nacken. Unglücklicher Weise landete die Tablette zuerst in der falschen Röhre und brachte ihn zum Husten, aber nach einigen Augenblicken landete die Pille dann doch in seinem Magen. "Das schmeckt ja eklig.", beschwerte er sich, lächelte aber, als Frau Lume ihm ein Eis versprach. "Eis ist super.", freute er sich und drückte sich für einen Augenblick eng an die Frau, ehe sie aus dem Raum verschwand und die Tür hinter sich schloss. Verwirrt betrachtete der Weißhaarige die Tür für einen Augenblick, aber viel Zeit zum Nachdenken hatte er nicht. Allmählich wurde ihm ein wenig schwummerig, was ihn dazu brachte, sich auf die Liege zu setzen, den Kopf in die Hände zu stützen und für einen Augenblick die Augen zu schließen...

Als der Weißhaarige die Augen öffnete, erkannte er die Welt um sich herum zunächst nur verschwommen. Wo war er? Seine Erinnerungen setzten zu dem Zeitpunkt ein, an dem er heimgekommen und sich ins Bett gelegt hatte. Als er um sich blickte und seine Augen langsam klarer sehen konnten, stellte er fest, dass er sich wohl in einem dieser Beobachtungsräume befand, in denen Dr. Parker sonst die entführten Versuchsobjekte gefangen hielt. "Hallo?!", rief er, rappelte sich langsam auf und ging zu dem gewaltigen Spiegel, der im Raum hing, aber eigentlich eine Glasscheibe war, durch die man ihn beobachten konnte. "Pa? Hast Du wieder an meinem Mittel rumgewerkelt?! Du weißt, dass Du mich nicht einsperren musst, ne?!", fragte er und starrte angestrengt durch das Glas, ohne etwas erkennen zu können.

Die Rothaarige musste unwillkürlich schmunzeln, als sie merkte, wie sich Ely an sie drückte. Er war schon ein süßer Fratz. Als sie vor der Glasscheibe stand, konnte sie beobachten, wie der Junge sich in das Bett legte, anscheinend einschlief und dann wieder aufwachte. Er schien zunächst verwirrt und trat dann direkt vor das Glas. "Ja, er hat es verändert. " Corona antwortete ihm anstelle seines Vaters. Sie konnte die Veränderung Elys zu Kira förmlich durch das Glas spüren. Beeindruckend. "Ich bin hier um dich zu beobachten." Sie setzte sich auf den Stuhl und fing an Notizen über TODs Verhalten zu verzeichnen. Er war so anders, nachdem er das Medikament genommen hatte. Und egal wie oft Corona es schon gesehen hatte- es fesselte sie immer wieder aufs Neue.

Corona seufzte und stand auf, schob den Stuhl zurück, um dann nach drei Äpfeln zu greifen. "Mir ist es egal, wir du mich nennst,....Kleiner." Die Rothaarige trat ein und schloss hinter sich zu. "Ich hatte nur Äpfel..." Sie legte das Obst neben das Bett und lehnte sich dann gegen die Wand. "Spürst du irgendwelche Unterschiede? Besseres Hören?" Den Kopf schief legend betrachtete sie den Mann vor sich und begann an ihrem Schokoriegel zu knabbern. "Ich hoffe schon, es würde dir erhebliche Vorteile im Kampf bringen, TOD." Ob es eine gute Idee war hier rein zu kommen? Corona konnte es nur hoffen.

Corona verdrehte bei Kiras Süßholzraspelei die Augen und seufzte etwas. "Ne, das sind Bioäpfel. Nix Genverändertes." Die Frau stand auf, lief um her und machte sich Notizen über Kiras Aussagen. Das mit dem Zuckerschneckchen ließ sie aber mal weg. "Da wird sich dein Vater freuen, wenn das Mittel einwandfrei funktioniert." Sie biss sich leicht auf die Lippe, als der Weisshaarige den Spruch mit dem Zu zweit allein brachte. "Ich....ja, wir sind jetzt allein. Wenn du dich vergnügen willst, benutze bitte deine Hand." Corona grinste nun selbst breit und schaute in den Spiegel und beobachtete den Jungen so. "Deine Sinne sind also besser geworden, deine Anmachen sind immer noch so schlecht wie eh und je.....Kleiner." Dunkel kichernd betrachtete sie Kira im Spiegel und lehnte sich etwas dagegen. "Bist du nun wenigstens satt?" Sie laß den Apfelgrips vom Boden auf und aß ihn selbst. Wenn jemand Essen wegwarf, dann musste es schon schmimmelig sein. Corona aß alles. Von Pizza bis Leichen.

Corona seufzte und setzte sich an das Fußende der Liege. "Aber wenn, dann bitte in meinen Mund." Leise schmatzend aß sie den zweiten Apfelgrips und warf Kira einen eindeutigen Blick zu. "Ich bitte dich. Hör auf solche Andeutungen zu machen oder ich kann dich nicht mehr ernst nehmen." Kopfschüttelnd nahm sie Kiras linken Fuß und massierte ihn gedankenverloren. "Ich weiß nicht, welche Angewohnheiten du meinst.", knurrte die Rothaarige trocken und sah dem jungen Mann direkt ins Gesicht. "Intensivere Farben? Ich glaube du nimmst in diesem Zustand alles intensiver wahr, oder? Aber ich glaube das ist normal." Corona nickte leicht und stimmte sich selbst in Gedanken zu. Der Junge neben ihr war eine tickende Zeitbombe, jedoch hatte das Medikament keinerlei Nebenwirkungen gezeigt. "Jetzt haben wir noch 1, 5 Stunden. Irgendwelche Wünsche?"

"Ich muss deinem Vater wohl sagen, dass dich diese Änderungen in dem Medikament etwas zickiger und schmerzempfindlicher machen." Corona kicherte etwas auf Kiras Drohung hin und stand auf. "Dein Vater würde mich nicht kündigen. Ich bin die Beste. " Die Frau zuckte die Schultern und aß den dritten Apfelrest auch noch. "Ich will nur Müll beseitigen." Amüsiert schnalzte sie mit der Zunge und schenkte dem Mann auf der Liege ein breites Grinsen. "Aye aye Sir~" Sie verließ das Zimmer und kehrte wenige Minuten später mit einem Teller mit Schäufele wieder, stellte ihn auf den Tisch und legte das Besteck daneben. "Guten Appetit, Monsieur. Oder soll ich sie füttern?" Die Rothaarige klang ein wenig bissig, da der vorherige Kommentar gegen ihre Haare sie etwas beleidigt hatte. Niemand, absolut niemand hatte das Recht sie zu beleidigen. Aber das war gerade nicht so wichtig. Wichtiger war nur, Kira zu beschäftigen, damit dieser nicht zu einem wütenden grünen Monster mutierte.

Zu Allem was Kira sagte, entgegnete Corona nur ein simples "Hmpf" von sich. Nur weil er fünf Jahre älter war als sie, bedeutete es nicht, dass sie ihm aus der Hand fraß. "Natürlich würden sich viele Mädchen um den Job reißen- damit sie mit einem größenwahnsinnigem Genexperiment zusammenarbeiten können!" Die Rothaarige fauchte den Mann ihr gegenüber an und hätte ihm am Liebsten den Schädel gespalten, aber sie musste sich beruhigen. "Unterhaltung also?" Faul legte sich das Mädchen auf die Liege und beschloss Kira ein wenig zu veräppeln. "Soll ich Lapdance oder was machen? Oder mich mit meinem Fuß nach Italien teleportieren?" Corona warf Kira den verführerischsten Blick des Jahrhunderts zu und stützte ihr Kinn auf ihre Faust. "Oder hast du 'nen besseren Vorschlag?" Nicht nur er konnte schmierig sein- sie konnte es auch.